Sonntag, 21. Dezember 2014

Letzte Schulwoche



Saludos de Peru!
Die lang ersehnten Ferien kommen nun immer näher und mit ihnen auch die letzte Unterrichtwoche. Montag beschlossen wir einen Mülltag zu veranstalten, um der allgemeinen Vermüllung entgegen zu wirken. Wir überlegten uns also Stationen zum Thema Recycling, Mülltrennung und Nachhaltigkeit und waren erstaunt über die Schüler, welche anscheinend sowohl Plastikflaschen, als auch Hefte für geeignetes Schweinefutter hielten … alles was sie nicht dem Schwein gaben wurde dann umgehend an den Fluss verfüttert. Interessiert lauschten sie unseren Worten auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie an ihrem Verhalten nicht viel ändern werden und wir mit dem Thema Müll noch nicht am Ende sind. Den Rest der Woche machten wir hauptsächlich Weihnachtsspiele, Englische Lieder und alles außer normalen Unterricht. Meine älteste Klasse, welche inzwischen fertig mit ihrer Schullaufbahn ist, kam einheitlich angeheitert zum Unterricht und grölte vor sich hin … sehr zur Belustigung der peruanischen Lehrerin. In anderen Klassen wurden Weihnachtsfeiern veranstaltet, wobei nur für den Slogan „Feliz Navidad“ schon eine Schulstunde verschwendet wurde und wir Zeugen peruanischer Effizienz werden durften.  Auch mein Gastvater kam Mittwoch sturzbetrunken nach Hause gefahren, stieg aus, sagte mir ich solle das Pferd mit Wasser versorgen, Pasto schneiden gehen, dieses anschließend ans Pferd verfüttern und ihn dann in zwei Stunden aus dem Nachbardorf abholen, wo er jetzt weiter trinken wolle. An Arbeit denkt hier also niemand mehr. Mit diesen Worten begeben wir uns nun auch bald auf die Reise
Hasta la proxima
Jonas

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Lago Titikaka



Saludos de Peru!
Dieses Wochenende haben wir endlich den lang erwarteten Titikakasee zur Gesicht bekommen. Wir machten uns Freitagnacht auf den Weg und fuhren mit einem kleinen Bus die ganze Nacht durch. Nach 7 Stunden kamen wir leicht müde um 5:30 Uhr in Puno an, wo wir uns direkt auf den Weg zu einer  Reiseagentur begaben und für einen Schnäppchenpreis von 75 Soles eine 2 tägige Bootstour ergatterten, welche auch schon in 2 Stunden losgehen sollte. Die Zeit nutzen wir um uns Puno anzuschauen (wofür 2 Stunden mehr als nur ausreichen) und zu frühstücken.  Anschließend wurden wir dann mit dem Bus zum Hafen gefahren, wo wir direkt in unser kleines Boot einsteigen konnten, den Anker lichteten und los schipperten. Unser Tourguide erzählte uns Fakten über den See und wollte mehr über uns erfahren, so dass herauskam, dass mehr als die Hälte auf dem Boot Deutsche waren. Dies störte jedoch nicht wirklich, da sich auch ein paar Einheimische unter die Truppe gemischt hatten und man sich somit nicht als Obertourist fühlte. Unser erster Stopp war eine der berühmten Schilfinseln, auf welchen man läuft wie auf einem Wasserbett. Wir besichtigten die Schilfhäuser, machten eine kleine Tour auf einem Schilfboot, hörten einen Vortrag über Schilf und aßen letztendlich auch den Schilf … das ganze Leben dieser Einheimischen dreht sich um Schilf. Nach diesem sehr interessanten Zwischenstopp ging es weiter auf die zweite Insel, wo wir auch bei einer Familie schlafen sollten.  Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein, die Bewohner lebten für sich, ohne Polizei und nur die wenigsten Haushalte hatten Strom. Nach einem herrlichen Mittagessen brachen wir zur Spitze der Insel auf, wo sich zwei Tempel für Pachamama und Pachatata befinden. Wir hörten Fakten zu der Insel und beobachteten den Sonnenuntergang aus … das Panorama war wirklich umwerfend. Der See ähnelt einem Meer und im Hintergrund sieht man riesige Schneeberge. Außerdem sind die Wolken extrem niedrig über dem See, was den Ausblick noch spektakulärer machte. Nach einem fabelhaften Abendessen fielen wir alle in unser Bett und wachten erst am nächsten Morgen wieder auf, frühstückten und fuhren zur dritten Insel. Die Bewohner hier trugen alle eine Uniform, an denen wir den Familienstand, das Alter und die Wichtigkeit ablesen konnten. Nahezu jede Familie webt hier ihre eigenen Anziehsachen und  legt sehr viel Aufmerksamkeit auf ihr Aussehen. Nach diesem kleinen Ausflug kehrten wir zurück nach Puno und machten uns kurze Zeit später wieder auf den Nachhauseweg. In Lucre angekommen, wurde ich von meine Gastvater eingesammelt und wurde direkt zur Party meiner Gastschwester gebracht. Den nächsten Tag hatten wir frei und gingen, wie es sich für Dezember gehört, ins Freibad. Nur einen Tag später mussten wir leider feststellen, dass die Regenzeit begonnen hat, so befand ich mich auf dem Rückweg von Cusco in einer Gewitterwolke, was sich dadurch zeigte, dass es sobald es blitzte einfach hell wurde und gleichzeitig ohrenbetäubend donnerte. Da alle Regenrinnen auf die Straße geleitet werden, wurde dieser wenig später von einer 40 cm hohen Flutwelle überschwemmt, welche Backsteine und alles mitnahm … wir flüchteten uns auf die Bank bei der Bushaltestelle.
Mit diesen Worten einen schönen Advent y hasta la proxima!
Jonas

Montag, 1. Dezember 2014

3. Monat



Buenos dias

Nun ist schon der dritte Monatsbericht fällig und bis jetzt ist die Zeit nur so verflogen. Mir gefällt es hier nach wie vor sehr gut, das Unterrichten macht Spaß, man schließt die Schüler immer mehr ins Herz und das Spanisch wird nach und nach immer besser. Neben dem Unterricht haben wir mittlerweile immer mehr Projekte in die Tat umgesetzt, wobei wir oft mit dem Lions Club zusammen arbeiten. So haben wir beispielsweise einen Tag zum Thema Diabetes veranstaltet, bei dem sich Peruaner kostenfrei auf Diabetes untersuchen lassen konnten.  Da wir hierbei schlecht mithelfen konnten, haben wir den Wartenden dann Tipps zur Ernährung, Hygiene, einer gesunden Lebensweise gegeben und mit den Patienten Fragebögen ausgefüllt, die dann von den Ärzten ausgefüllt wurden. Da einige Leute schon sehr alt, schwerhörig und nicht immer des Spanischen mächtig waren mussten wir uns ziemlich anstrengen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. An den Wochenenden haben wir außerdem Spenden für unsere anderen Projekte gesammelt, Straßenmusik zum Besten gegeben und nach Anziehsachen gefragt. Auf diese Weise konnten wir Zahnbürsten für unsere Schüler in den Bergen kaufen und uns gemeinsam mit ihnen die Zähne putzen. Einige hatten noch nie in ihrem Leben eine Zahnbürste gesehen und so waren alle sehr neugierig, was wir denn da mitgebracht hatten. Ein bisschen schwierig läuft die Abendschule für die Erwachsenen an, da die Nachfrage hier asymptotisch gegen Null strebt. Eine weitere neue Erfahrung war es auch, die ersten Tests schreiben zu lassen. Die Klassen hier sind sehr lebhaft und die Lehrer stört es auch nicht, wenn während eines Examens getuschelt, abgeschrieben, gespielt und geschummelt wird. Wir drohten also alle möglichen Strafen an, sammelten Zettel und Spicker ein und sorgten für Ruhe. Im Allgemeinen sind die Tests ganz gut ausgefallen. Dieses Wochenende hatte meine Gastmutter ihren 38. Geburtstag und so saßen wir alle zusammen am Essenstisch mit Freunden und Familie und unterhielten uns. Hierbei muss man jedoch einwerfen, dass ich am Anfang noch ins Gespräch eingebunden wurde, nach kurzer Zeit wechselte die Sprache jedoch auf Quechua, ich verstand nichts mehr und habe mich tierisch gelangweilt. Mit der Zeit wurden die Peruaner aber immer betrunkener und nach drei Stunden wurde getanzt, gesungen und gefeiert, sodass es wieder Spaß machte. Am nächsten Tag wurde ich schon früh geweckt und wir gingen in eine sehr schöne Kirche in den Bergen, wo wir gesegnet wurden. Wir schließt auch das Auto mit ein, welches extra geschmückt war und reichlich mit Weihwasser bespritzt wurde. Anschließend aßen wir alle zusammen, meine Gastcousine zeigte mir ihre beiden Babypapageien und anschließend bauten wir einen Staudamm, und machten Bootrennen auf den Bewässerungskanälen, wobei die Boote Flaschendeckel waren. Auch reiten durfte ich wieder, wobei das Pferd während der Tour kurzzeitig bis zum Bauch in Schlamm einsank und ich ohne Sattel meine Mühe hatte nicht in den See zu fallen.  Nächste Woche fahren wir nach Puno, worauf ich mich schon sehr freue und ich bekomme endlich den Titticacasee zu Gesicht. 

Hasta la proxima

Jonas