Wieder ist ein bisschen Zeit vergangen mein Spanisch wird
langsam aber sich besser und auch mit meinem Quechua geht es voran. So kann
ich, sehr zur Belustigung der Einheimischen immer wieder ein paar Wörter der
Inkasprache einstreuen, auch wenn ich diese wohl nie sprechen oder
verstehen werde. Nach dem Geburtstag
haben meine Geschwister noch Auto fahren geübt, wobei es hier eine ganz andere
Kunst ist sich in dem Verkehrschaos der Stadt zu Recht zu finden. Weiterhin
stand der erste Geburtstag an und so machten wir uns mit Torte, Plakat und
Luftschlangen auf nach Cusco, wo wir dann die Nacht über Bekanntschaften
knüpften und am nächsten Morgen ohne Schlaf gut gelaunt ein bisschen Englisch
unterrichten konnten. Mittlerweile kennen wir uns alle auch gut in Cusco aus,
wissen mit welchen Bussen wir fahren können und wo man was bekommt. Nachdem wir
uns nun eingelebt haben, fangen wir nun auch an die ersten Projekte anzugehen.
So würden wir gerne versuchen eine Abendschule einzurichten, so dass wir
besonders interessierte Kinder und Erwachsene gezielt fördern können und ihnen auch
außerhalb der Schule unter die Arme greifen können. Außerdem planen wir
Mottotage zu veranstalten, um beispielsweise die Müllsituation zu verbessern,
oder die Gründe zu erklären, weshalb wir Englisch unterrichten. In einer etwas
abgelegenen Bergschule würden wir gerne die Hygiene verbessern und Kontakt zu
anderen Organisationen aufnehmen.
Weiterhin durfte ich das erste Mal auf dem Feld mithelfen und mit einer
Sichel Futter für die Tiere ernten, was bei meiner Gastschwester zwar
wesentlich professioneller aussah, aber ein bisschen konnte ich dennoch helfen.
Freitagabend spielte ich dann mit meiner
Familie Fußball, wobei wir uns alle in einem Kreis formiert haben und uns
gegenseitig den Ball zupassen mussten. Eine auserwählte Person stand in der
Mitte und musste dies verhindern, wurde der Ball trotz aller Bemühungen 20 Mal
weitergepasst, musste die Niete vor allen eine kleine Tanzeinlage geben.
Hierbei wurde sehr viel gelacht und jeder hatte seinen Spaß! Am nächsten Morgen
unternahmen wir (Marie Luise und meine Gastbrüder) schon in aller Frühe unsere
erste Wanderung auf einen nahegelegenen Berg. Wobei es von unten eher nach
einem Hügel aussah und wir die Einschätzungen unserer Gastfamilien man würde 2
Stunden hoch brauchen nicht ganz nachvollziehen konnten. Zusammen machten wir
uns also auf dem Weg, wobei Weg eigentlich das falsche Wort ist, da wir einfach
drauf los krakselten. Auf halber Strecke kamen wir an einem kleinen Erdhang
vorbei, den wir mit Freuden wieder runter surften, uns sämtliche Klamotten beschmutzen
und anschließend wieder hinauf stiegen. Kurz danach hatten meine Gastbrüder
keine Lust mehr und warteten auf MaLu und mich, mit den Worten wir sollten muy
rapido machen. Die noch zu bezwingende Strecke war deutlich steiler als der
bereits geschaffte Teil und es gab auch deutlich mehr Kakteen, in die man lief.
Dennoch kamen wir fast ohne Blessuren nach 1,5 Stunden oben an, tranken das
heiße Wasser ohne Kohlensäure und genossen die spektakuläre Aussicht über unser
Tal und unsere Lagune. Die Luft war oben deutlich dünner und auch die Sonne
wärmte nicht mehr so gut, so dass wir uns einige Fotos später wieder auf den
Rückweg zu Ronaldo und Rodrigo machten. Den Abstieg schafften wir joggend und
springend in knapp einer halben Stunde, so dass wir gegen 10 Uhr zu Frühstück
wieder en mi casa waren. Den Rest des Wochenendes machten wir uns auf nach
Cusco, wo wir endlich die Freiwilligen aus Ccapi wieder sahen (Ccapi ist ein
kleines Dorf im Nirgendwo). Wir tauschten uns also über alles aus, hörten, dass
es in Ccapi jede Menge Kondore gibt, dafür aber wohl keine Jungen Menschen mit
denen man sich anfreunden könnte. Nach unseren Wiedersehen machten wir uns dann
auf in die Innenstadt, um in den Geburtstag von Jan Phillip angemessen zu
feiern und einige Stunden später frühstückten wir in unserer Lieblingstienda.
Weiterhin habe ich noch ein paar Accessoire ergattern können, sodass mein
Zimmer hier in Peru langsam aber sicher etwas eingerichtet werden kann.
Weiterhin wurde ich zum ersten Mal für eine längere Zeit aufs Pferd gesetzt …
reiten würde ich es noch nicht nennen. Während es anfangs noch auf mich hörte,
so entwickelte es schnell seinen eigenen Willen und galoppierte wild drauf los.
Gesteigert wurde das Tempo noch durch die bellenden Hunde am Straßenrand, sodass
ich wie ein Flummie im Sattel auf und ab sprang und meine Mühe mich zu halten,
geschweige denn durch ziehen an den Zügeln das Pferd zum Stehen zu bringen.
Mein Gastbruder stand lachend am Rand. Die vorherige Müdigkeit kam dank des
Adrenalins den ganzen Tag nicht mehr wieder und inzwischen erkenne ich Reiten
als eine Art Sport an. Am Abend wurde ich dann auf eine fiesta eingeladen, die
sich als Kindergeburtstag entpuppte , was hier bedeutet, dass man 3 Stunden mit
den 4 Jährigen tanzen muss … die Playlist bestand aus Barny tiene una banda
(Old McDonald had a farm), El Pollito (Das kleine Kücken piept) und vielen
weiteren interessanten Liedern, so dass ich froh war um 9 Uhr endlich gehen zu
dürfen!
Hasta la proxima
Jonas