Inzwischen ist unser kleines Rudel vollständig und auch die
letzte Freiwillige (Sintje) ist im wunderschönen Peru angekommen, wo sie nun mit
all den tollen Freiwilligen leben darf. Zuerst haben wir ihr erste Einblicke in
Cusco gegeben, ihr das Bussystem erklärt und sie in die Verhandlungsstrategien
eingeweiht. Ausgestattet mit diesem Wissen besuchten wir den „Bolino“ ,einen
peruanischen Markt mit allem was das Herz begehrt, angefangen von Essen, über
Technikartikel, bis hin zu gefälschten Markent-shirts. Hier gönnten wir uns
einige Fruchtsäfte, Fred kaufte sich einen Rucksack und ich legte mir einen
kleinen peruanischen Geldbeutel zu. Außerdem ergatterte ich ein englisches
Buch, sodass ich nun auch endlich etwas zu lesen habe und mein Englisch etwas
aufpolieren kann und in einem Jahr immer noch Englisch auf Lehrerniveau
beherrsche. Mit dem Unterricht läuft es weiterhin super und die Schüler machen
erste Fortschritte. Nur eine erste Klasse macht mir zu schaffen, da diese auf
der einen Seite kein Wort Englisch spricht und die Schüler auf der anderen
Seite durch die Klasse rennen, schreien, sich prügeln, Stifte essen, sich mit
giftigem und wasserfesten Edding bemalen und ansonsten auch nur hören, wenn ich
mir auf Deutsch lautstark Aufmersamkeit verschaffe. Die anderen Klassen sind
aber wirklich alle sehr diszipliniert, wissbegierig und wollen alles über einen
wissen. Ob man viel Milch trinken muss, um so groß zu werden, wie es in
Deutschland so ist, wie viele Geschwister ich habe und so weiter. So langsam
fängt man auch an sich heimisch zu fühlen und freundet sich mit den Kindern an.
Nachmittags treffe ich mich entweder mit den anderen Freiwilligen oder spiele
mit den Kindern. Wir haben zum Beispiel angefangen unsere ersten Projekte zu
planen und Ideen zu entwickeln, so würden wir gerne eine Abendschule
einrichten, etwas gegen den Müll tuen, die Hygiene verbessern, mit den Lehrern
sprechen, um ihnen mehr Englisch zu vermitteln und eine Fußball AG eröffnen.
Was wir davon letzten Endes in die Tat umsetzen können wird sich noch zeigen. Für
Samstag wurden wir gefragt, ob wir nicht einen musikalischen Beitrag zu einer
Abendveranstaltung beitragen könnten, so dass wir pünktlich 3 Stunden vor
Beginn anfingen zu üben. Wir entschieden uns dafür das Lied „Die perfekte
Welle“ zum Besten zu geben, begleitet von Maria an der Gitarre und MaLu mit
ihrer Geige. Nachdem wir dann aber vier Stunden gebannt der Veranstaltung
gelauscht haben stellen wir fest, dass wir in dem Programm vergessen wurden …
so viel zur peruanischen Verlässlichkeit. Mit den Kindern spiele ich hier neben
Verstecken und Fangen auch Cowboy, indem wir uns gegenseitig mit dem Lasso
fangen. Hierbei bin ich auch gleich in einen Kaktus gerannt, was ich aber ganz
gut überstanden habe. Außerdem spielen hier alle ein Spiel, bei dem mit
brachialer Gewalt Plastikchips aufeinander geschleudert werden, mit dem Ziel,
dass sich diese umdrehen. Leider sind meine Gastbrüder hier sehr gut drin. Mit
meinem Gastcousin war ich die Pferde füttern, die alle am See grasen, wobei ich
neben der schönen Landschaft auch einiges über die Heilkräuter und die
Inkakultur lernen durfte. So erfuhr ich, dass vor dem Bruderkrieg der über Peru
herrschende Bruder hier in Lucre auf einem Berg gelebt hat und man viele
Wanderungen unternehmen kann, um die noch gut erhaltenen Ruinen zu erkunden. Auch
vor den Pumas brauche man sich nicht zu fürchten wurde mir erzählt, da ich wohl
deutlich größer als die Durchschnittsbeute bin. Hierbei habe ich mir wohl auch
einen leichten Sonnenstich zugezogen, der aber hoffentlich noch braun wird.
Inzwischen hat auch mein Gastbruder Bekanntschaft mit meinem elektrischen
Rasierer gemacht, nachdem ich ihm mehrfach gesagt hatte er solle ihn in Ruhe
lassen. Er fuchtelte also trotz meiner „NO! Para!“ Rufe mit dem angeschalteten
Rasierer umher und stellte dann erschrocken fest, dass er sich ein Büschel
Haare abgeschnitten hat. Jetzt muss er wohl die nächsten Tage mit einer leicht
entstellten Frisur herumlaufen. Weiterhin gab es den Geburtstag meiner Gastoma
zu feiern, wobei keiner weiß wie alt sie wirklich ist und man einfach so tut,
als sei sie 80 geworden. Zusammen mit der Verwandschaft besuchten wir einen
Dinosaurier Park und fingen schon um 11 Uhr an peruanisches servesa zu trinken. Ich fühle mich hier also wieter wohl.
Hasta la proxima!
Jonas
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